Bibliothek

Wie verändern sich kulturelle Orte in Tempelhof? Kultur bringt Menschen zusammen. Ob in Büchern, Ausstellungen, bei Konzerten, Lesungen oder Sprachkursen – überall lässt sich Neues entdecken. Auch die Bibliothek in Tempelhof hat sich immer wieder neu erfunden.

„Einen öffentlichen Ort von Allen schaffen“

Vergangenheit und Zukunft der Bibliothek: Wie fühlt sich die Bibliothek an und warum kommen die Menschen hierher? Hier hören Sie Stimmen von Besuchenden, Mitarbeitenden und Planenden eines Ortes der Bücher, Begegnungen und Nachbarschaftlichkeit.

Neue kulturelle Mitte

Kulturort Bibliothek

Die Zentralbibliothek ist der größte Standort im Bezirk. Neben der großen Sammlung von über 90.000 Leihmedien ist sie gleichzeitig ein Beispiel besonderer Architektur. Ihr Architekt Bodo Fleischer war ein von Schüler Hans Scharoun, dem berühmten Erbauer der Staatsbibliothek am Kulturforum. Fleischers Bibliothek in Tempelhof greift Scharouns Stil auf und wird auch deshalb oft als „kleine Stabi“ bezeichnet. Die offenen Ebenen und Emporen im Inneren bestimmen die Architektur und Atmosphäre der Bibliothek. 1978 wurde sie an der Götzstraße errichtet. Sie fasst die Bestände früherer Bibliotheken zusammen. Vorgängerinstitutionen gab es einige im Bezirk Tempelhof: Beispielsweise befand sich ab 1953 die Amerikanische Lesestube des Amerikahauses in Tempelhof, ebenso gab es eine Jugendbücherei, die ab 1976 in einem modernen Bauhaus-Bau untergebracht war. Wie in vielen Berliner Außenbezirken fährt auch hier ein Bücherbus. 1967 wurde diese rollende Bücherei in Betrieb genommen, seit 2020 ist sie in einem modernen barrierefreien Bus unterwegs.

Wandel im Bezirk

Der Bezirk und die Nutzungsansprüche verändern sich: In einem langfristigen Umbauprozess, der 2016 begann, wird das Gebiet neu strukturiert. Es soll den aktuellen Bedarfen der Bevölkerung und der wachsenden Verwaltung gerecht werden. Für die bestehenden, stark sanierungsbedürftigen Einrichtungen werden neue öffentliche Gebäude errichtet. Sie sollen eine Qualifizierung und Erweiterung des Angebots, unter anderem durch mehr Platz, ermöglichen. Das Werkstattverfahren war als mehrstufiger Dialog angelegt, in dessen Verlauf vier Teams parallel Ideen entworfen haben. In regelmäßigen Abständen konnte die Bevölkerung, politische Gremien und weitere lokale Interessengruppen, deren Gelände im Umbaugebiet liegt, Feedback geben. Der Gewinnerentwurf zeichnet das Bild eines grünen Quartiers, das Raum für Kultur, Öffentlichkeit und Miteinander bietet.

Veränderung und Neubeginn

Veränderungen bringen auch Abschiede mit sich: Es ist vorgesehen, das Stadtbad sowie das Polizeiquartier abzureißen und an anderer Stelle neu zu bauen. Die Bibliothek soll Teil eines neuen Kulturgebäudes werden, in welchem auch Angebote der Volkshochschule, der Musikschule sowie der kommunalen Galerien und Museen vorgesehen sind. Ziel ist es, ein neues Wohnquartier zu schaffen, das allen Generationen ein kulturelles und soziales Miteinander ermöglichen möchte. Zusammen mit der Bevölkerung haben Bezirk und Senatsverwaltung diese Pläne im Rahmen eines offenen Werkstattverfahrens entwickelt. Die kommenden Jahre könnten in Bezug auf den Stadtteil noch weitere städteplanerische Veränderungen mit sich bringen: Das historisch bedeutende Wenckebach-Klinikum von 1878 könnte ebenfalls einen Standortwechsel erfahren. Das Klinikum wurde im 19. Jahrhundert von Martin Gropius errichtet, dem Großonkel des späteren Bauhaus-Direktors Walter Gropius. Zusammen mit Heino Schmieden entwarf Gropius einen Bau, der sich an Karl Friedrich Schinkels Materialität anlehnte: Die lose verteilten Bauten des Klinikums mit viel Grün und Licht sind in Backstein-Optik gehalten, die vor allem Schinkel geprägt hatte. Sie beherbergten zunächst das II. Garnison-Lazarett des Militärs.