Dorfkirche

Waren die Tempelritter wirklich hier? Die Dorfkirche ist die älteste Spur der Entdeckungstour. Sie verweist auf die spannende, wechselhafte Geschichte und auf die Ursprünge Tempelhofs im Mittelalter.

„Das Mittelalter war hell, bunt, dramatisch und international.“

Einblicke in den Templerorden: Die Tempelritter sind sagenumwoben. Doch worum ging es dem christlichen Ritterorden und warum ließ er sich in Tempelhof nieder? Der Mittelalter-Experte Dr. Ralf Lützelschwab verrät die Fakten hinter dem Mythos.

Ursprung von Tempelhof

Die Templer auf dem Teltow

Im Namen Tempelhof steckt ein Stück Stadtgeschichte. 1210 erhielten die Tempelritter ein Waldgebiet auf dem Teltow. Die Templer waren der erste militärisch-christliche Ritterorden und als eine Eliteeinheit direkt dem Papst unterstellt. In Tempelhof errichteten sie im Mittelalter einen Ordenssitz. Er bestand aus einem Wohnhaus mit Garten, einem Stall und einer dazugehörigen Landwirtschaft. Diese lag außerhalb der Mauern und wurde von einem Gutshof, dem sogenannten Vorwerk, aus bestellt und geführt. Den Mittelpunkt des Ordenssitzes bildete die Kirche. Bis heute ist die Aufgabe der Templer vor Ort nicht geklärt. Eine Theorie ist, dass das Ordensgebiet als Schutzgrenze diente, um die Ländereien der Askanier, der wettinischen Markgrafen, der Erzbischöfe von Magdeburg oder das der Herzöge von Schlesien und Pommern voneinander abzutrennen. Die Existenz der Templer vor Ort wurde rückwirkend bestätigt, nur vereinzelte Erwähnungen in Kauf- oder Schenkungsurkunden verweisen auf „Templo“, „Tempelhove“ oder „Tempelhoffe“ hin.

Besitzwechsel auf Tempelhof

Als 1312 Papst Clemens V. den Templerorden auflöste, gingen die Ländereien an den Ritterorden der Johanniter über. Der Johanniterorden musste das Gebiet lange Zeit gegen die damalige Doppelstadt Berlin-Cölln verteidigen. 1435 verkauften die Johanniter das umkämpfte Gebiet nach langjährigen Konflikten für einen hohen Preis an Cölln. In den Jahren danach folgten zahlreiche Besitzwechsel. Bis Ende des 19. Jahrhunderts gehörten das Rittergut Tempelhof und die dazugehörigen Gehöfte unterschiedlichen Markgrafen, Kurfürsten, bürgerlichen Privatpersonen und Gutsverwaltern. Einige dieser Personen sind noch bekannt: Von 1630–1640 lag Tempelhof im Besitz Adam Graf von Schwarzenbergs. 1640 enteignete ihn der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm und übernahm Tempelhof für die nächsten zehn Jahre. Ab 1650 bis zu ihrem Tod 1667 gehörte das Gut Tempelhof Luise Henriette, der Gemahlin des Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Carl Franz von Reinhardt lebte von 1749 bis 1765 auf dem Gut und pflegte es gemeinsam mit seiner Gattin Charlotte. Sie führte das Gut nach Reinhardts Tod bis 1796 weiter. Ihre Töchter verkaufen an Friedrich Heinrich von Podewil. Zum Ende des 19. Jahrhunderts lebte der Gutsverwalter Moiske im alten Gutshaus, bis dieses im Jahre 1900 abgerissen wurde.

Bewegte Kirchengeschichte

Die Tempelhofer Dorfkirche bildet eine Besonderheit: Sie ist die größte mittelalterliche Dorfkirche Berlins. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde sie auf den Grundmauern einer Kirche errichtet, die schon vorher dort gestanden hatte. Umbauten und Zerstörungen führten im Laufe der Zeit dazu, dass sich die Architektur der Kirche immer wieder veränderte. 1848 wurden die Fenster der Seiteneingänge und der Pforte umgestaltet. 1944 beschädigten Fliegerbomben die Kirche stark. Von 1954 bis 1956 wurde die Kirche wieder aufgebaut. Das Portal, die Sakristei und Fenster im romanischen Stil kamen hinzu. Die Wiederherstellung des Turms der Dorfkirche in Fachwerk erfolgte 1956. Auch die Innenausstattung der historischen Kirche ist beachtlich und besitzt heutzutage einen hohen kunsthistorischen Wert. Ein zentrales Element ist der sogenannte Katharinenaltar im Inneren. Das Altarbild mit seinen drei Flügeln, ein sogenanntes Triptychon, wurde vom Maler Daniel Fritsch geschaffen. Der Taufstein der Dorfkirche befindet sich, ebenso wie eine Pietà aus Holz, heutzutage in der Sammlung des Märkischen Museums Berlin.