Reinhardtplatz

Weshalb war hier früher Wasser? Die geologische Lage Tempelhofs ist spannend. Früher war die Landschaft hier von vielen kleinen Wasserlöchern durchzogen. Hier erfahrt ihr mehr zur Eiszeit und zum Tempelhofer Boden.

„Boden mit Migrationshintergrund“

Auf in den Untergrund! Zwei Geologie-Expertinnen im Gespräch: Ulrike Hörmann und Dr. Beate Witzel sprechen über Steine mit Herkunft, hunderte Meter dicke Eisschilde und wofür wir den Eiszeiten dankbar sein können.

Der Boden unter Tempelhof

Unter Wasser!

Wo heute Autos parken, Bäume stehen und Räder fahren, gab es noch bis in die frühen 1900er Jahre ein Gewässer. In historischen Karten befindet sich am heutigen Reinhardtplatz eine Wasserfläche, der sogenannte Grundpfuhl. Möglicherweise war das Gewässer Teil eines Grabensystems, das den Sitz der Tempelritter nahe der Dorfkirche schützen sollte. 1905 wurde der Grundpfuhl mit Bodenaushub aufgefüllt. Die Fläche diente in den 1950er Jahren als Marktplatz. Der Name Reinhardtplatz und die nahe Reinhardtstraße gehen auf den Finanzrat Carl Franz von Reinhardt zurück. Er war von 1749 bis 1796 der Eigentümer des Rittergutes.

Tempelhofer Untergrund

Der heutige Stadtteil Tempelhof liegt auf dem Teltow. Die Teltow-Hochfläche, das Warschau-Berliner Urstromtal und die Barnim-Hochfläche bilden die charakteristische Oberflächengestalt Berlins und prägen die wichtigsten Naturräume der Stadt. Das Urstromtal ist durch seinen sumpfig-nassen Boden bestimmt. Bei Bauarbeiten in Berlins Mitte ist das oftmals ein Problem. Das Grundwasser ist schnell erreicht, die Grube voll Wasser. Mit blauen oder rosafarbenen Rohren muss das Grundwasser aus den Baustellen abgeleitet werden. Doch der Boden des Teltows unter Tempelhof ist anders beschaffen. Die oberste Schicht vom Teltow stammt aus der Weichsel-Eiszeit, deren Gletscher vor 24.000 Jahren den Berliner Raum bedeckten. Schob sich der Gletscher über Land, riss er Gesteinsmaterial vom Untergrund mit und zermahlte es durch sein enormes Gewicht. Dieser Gesteinsschutt blieb nach dem Abtauen der Eismassen als zumeist ebene Grundmoräne liegen.

Spuren der Eiszeit

Auch Pfuhle sind Überbleibsel der letzten Weichsel-Eiszeit. Brachen vom abtauenden Gletscher große Eiskörper ab, sackte dieses Toteis langsam in den Boden ein und hinterließ nach dem Abschmelzen tiefe Hohlformen in der Grundmoräne. Diese Toteislöcher füllten sich mit Regenwasser zu Pfuhlen. Um 1800 gab es im Bereich um Tempelhof circa 100 Pfuhle, hundert Jahre später waren davon nur noch ungefähr 23 übrig. Ein Grund hierfür liegt im Bau des Teltow-Kanals von 1901 bis 1906. Entweder wurden die Pfuhle direkt in den Kanalverlauf integriert oder verschwanden durch Austrocknung und Auffüllung. Der Teltow-Kanal verbindet den Oder-Spree-Kanal mit der Havel. Der Ausbau des Wasserweges für Warentransport und Berufsschifffahrt brachte die Industrialisierung in die ehemaligen Dörfer und landwirtschaftlichen Orte Tempelhof, Marienfelde und Mariendorf. Zahlreiche Industriezweige wie Straßen- und Tiefbau, aber auch Stahl- und Maschinenbaufirmen siedelten sich in Tempelhof an. Entsprechend der wachsenden Wirtschaft und neuer Arbeitsplätze zog es viele Menschen in den Bezirk.