Welche Tiere und Pflanzen gibt es in den Parks? Grünflächen wohin das Auge reicht: der Alte Park und Lehnepark bilden ein Gartendenkmal in Tempelhofs Alter Mitte. Hier gibt es eine reichhaltige Tier- und Pflanzenlandschaft zu entdecken.
„Stadtvögel singen lauter“
Von Wildtieren in der Stadt: Der Wildtierreferent der Stadt Berlin, Derk Ehlert, gibt ungewöhnliche Einblicke in die Tierwelt Tempelhofs und erklärt, wie Tiere sich an die Stadtumgebung anpassen.
Audiotranskription
Hier finden Sie die Audiotranskription des Podcasts >>
„Ich bin Derk Ehlert und der Wildtierexperte der Stadt Berlin. Ich möchte Ihnen unbedingt was zu den tierischen Bewohnern des Lehneparks erzählen. Berlin ist eine Riesenstadt, über 892 Quadratkilometer groß, und es hat viel zu bieten. Nicht nur viele Menschen, sondern auch viel Natur. Über 40 % der Landesfläche sind Grünflächen, Ackerflächen, Brachflächen, Parkanlagen, Wälder, Seen und Flüsse. Eine Riesenstadt mit einem Riesenpotenzial.
Über 20.000 Tier und Pflanzenarten wurden bislang in Berlin festgestellt. Damit die Arten aber auch in der Stadt leben können, ist es wichtig Trittstein-Biotope, Biotopverbundsysteme herzustellen, damit die Tiere und Pflanzen von A nach B wandern können. Der Lehnepark ist genauso ein Trittstein-Biotop. Er verbindet das große Tempelhofer Feld mit dem Franckepark und auf der westlichen Seite dann den Bosepark mit den weiter westlich gelegenen Grünflächen von den Kleingartenkolonie am Natur-Park Südgelände.
Der Lehnepark ist somit wichtiger Rückzugsraum für Pflanzen und Tiere. Im Sommer kann man hier beispielsweise etliche Grasmücken, ja sogar manchmal Nachtigallen, Mäusebussarde und Habichte beobachten. Und wenn man frühmorgens oder am späten Abend den Park durchstreift, kann man mit ein bisschen Glück sogar den Fuchs, den Marder und sogar den Waschbären beobachten. Und auch nachts tobt im Park das tierische Leben. Fledermäuse suchen im Sommer hier nach Insekten, Waldohreulen und sogar Waldkäuze kommen hier regelmäßig vor. Es lohnt sich also durchaus, einen Augenblick länger zu verweilen, egal zu welcher Tages-, Jahres- oder Nachtzeit.
Sehr häufig im Jahr kann man an einem der Seen den Graureiher beobachten. Der etwa storchengroße Vogel ist grau-weiß gefärbt und inzwischen ein wirklicher Berliner geworden. Noch vor 100 Jahren gab es ihn gar nicht in der Stadt, und inzwischen brütet er sogar. Eine der großen Brutkolonien befindet sich mitten in der Stadt – im Bereich des Zoologischen Gartens. Hier in den Park kommt er regelmäßig zur Nahrungsaufnahme und sucht nach Fischen, Mäusen und Fröschen. Neben den Graureiher kann man hier auch die Blesshühner oder Blessrallen beobachten. Die schwarzen Vögel mit dem weißen Schnabel haben im Klarensee ein festes Revier. Die territorial lebenden Vögel sind manchmal sogar ein bisschen zänkisch. Interessant dabei ist, dass sie mehrfach im Jahr brüten können und die Jungen der ersten Generation des Jahres den Eltern bei der Aufzucht der zweiten Generation des Jahres helfen und sie unterstützen. Übrigens können die Blessrallen besser fliegen, als man denkt. Sie vagabundieren sogar in der Stadt umher und sind manchmal sogar in anderen Bereichen des Bezirks anzutreffen.
Tiere, die in der Stadt vorkommen, müssen mit dem Stadtleben zurechtkommen. Vögel beispielsweise singen deutlich lauter als ihre Artgenossen in der freien Landschaft. Sie fangen früher am Morgen an zu singen und sie singen etwas höher frequentiert, damit sie gegen diesen Stadtlärm, zum Beispiel am Tempelhofer Damm, auch ankommen können. Es lohnt sich also, hier einen Augenblick stehenzubleiben und die Stadtnatur zu genießen. Viel Spaß dabei. Tschüss!“
Facettenreiches Tempelhof
Ein Tempelhofer Original
Auch wenn „Lehnepark“ und „Lenné-Park“ ähnlich klingen, handelt es sich bei dem Tempelhofer Idyll nicht um einen Park, den der preußische Gartenbaukünstler Peter Joseph Lenné schuf. Bis in die 1980er hatten weder Park noch Teich einen Namen, im Volksmund hieß das Gelände schlicht „kleiner Park“. Erst 1988, zum 75. Jahrestag des Ankaufs der Grünfläche, wurde es zu Ehren von Wilhelm Gottlieb Lehne benannt. Lehne war im 19. Jahrhundert Gutsbesitzer in Tempelhof. Er war im Gemeindeleben sehr aktiv, übernahm Ämter als Schöffe, Gemeindevertreter und als Kirchenältester. Als das Dorf Tempelhof sich zur Jahrhundertwende veränderte und städtischer wurde, war er als letzter Landwirt aktiv. Das historische Haus an der heutigen Adresse Alt-Tempelhof 35 war das ehemalige Wohnhaus der Familie Lehne, direkt am Dorfanger. Zum Grundbesitz gehörten damals große Ackerflächen, die drei Bauern- und einer Kirchenhufe entsprachen. Das ist umgerechnet die Größe von ca. 70 Fußballfeldern. Das Grab von Wilhelm Lehne und seiner Frau Maria Lehne befindet sich auf dem Friedhof der Tempelhofer Dorfkirche.
Seltene Pflanzen
Die heutige Parkfläche im Nordwesten der Dorfkirche gehörte zum Gutshof von Wilhelm Lehne. Hier pflanzte der Landwirt zahlreiche ungewöhnliche Pflanzen und schuf dadurch eine beliebte Attraktion in Tempelhof. Seine Enkelin erinnerte sich an den außergewöhnlichen Ort: „Keine Pflanze in unserem Park gab es doppelt.“ Heute bestimmen Pappeln, Trauerweiden, Birken, Linden, Weiden, Kastanien und Ahorn das Bild des Parks. Am Ufer des Wilhelmsteichs wächst Röhricht, das Schutz für Wasservögel, Insekten und andere Tiere bietet.
Tierisches Leben im Park
Der Wilhelmsteich im Lehnepark ist Lebensraum und Brutplatz für zahlreiche Wasservogelarten, wie Blässhühner, Stockenten, aber auch Höckerschwäne und Graureiher. Auch außerhalb des Wassers begegnen den Menschen im Park zahlreiche Vögel: Von Amseln, Buntspechten und Rotkehlchen, Ringeltauben, Sperlingen, Kleibern und Mönchsgrasmücken bis hin zu Gartenbaumläufern, Nachtigallen und Habichten lassen sich viele Arten im Park beobachten. Sobald es dunkler wird, kommen nachtaktive Tiere wie Fledermäuse und Füchse zum Vorschein.