Tempelhofer Damm

Wie bewegt man sich durch Tempelhof? Schon im Mittelalter verlief auf der heutigen Strecke des „Te-Damms“ ein vielgenutzter Fahrweg. Wo früher Kaufmannsleute nach Dresden fuhren, sind heute Pendelnde zwischen der Innenstadt und dem Umland unterwegs.

„Verkehrsentwicklung über die Zeit“

Auto, U-Bahn, Rad oder doch lieber gleich zu Fuß? Andreas Jüttemann, Stadt-, Verkehr- und Medizinhistoriker aus Berlin, blickt auf die immerwährenden Veränderungen sowie die Frage, wie der Verkehr die Stadt bestimmt und die Stadt den Verkehr.

Von der Kutsche bis zum Fahrrad

Wichtige Verkehrsachse

42.000 Fahrzeuge nutzten 2020 den Tempelhofer Damm täglich. Er ist Teil der B 96, die das Berliner Zentrum mit dem Umland verbindet. Wo heute Fahrräder, Autos, Busse und Motorräder fahren, herrschte bereits im 19. Jahrhundert reger Handelsverkehr. Die Landstraße zwischen Berlin und Dresden kreuzt seit 1838 den Dorfanger Tempelhof und verläuft weiter nach Süden. An dieser Kreuzung befand sich bereits seit dem Mittelalter der Dorfkrug, dessen wechselnde Betreibende, durch die Lage an der vielgenutzten Verkehrsachse profitierten. Zu Zeiten der Tempelritter stand auf der gegenüberliegenden Seite vermutlich ein Wachturm, der zur Anlage des „Hahnehofs“ gehörte. Der „Hahnehof“ war ein Bauernhof, der als sogenanntes „Vorwerk“ zum Sitz der Tempelritter gehörte, aber außerhalb der Kommende lag. Heute ist der Tempelhofer Damm für viele Zielort oder Durchfahrtsweg und wird sehr stark genutzt. Der Verkehr führt zu Diskussionen und Konflikten, denn Lebensraum und Verkehrsader treffen hier aufeinander und damit auch verschiedene Bedürfnisse der Gesellschaft.

Von Pferden bis zum Omnibus

Bereits um die Jahrhundertwende führte der Verkehr auf dem Tempelhofer Damm zu so mancher Beschwerde. Hier waren es jedoch eher die Tagesgäste auf Ausflügen, die es den arbeitenden Ortsansässigen schwer machten: „Sechzig bis hundert Wagen besetzten die Passage am Krug und wehe dem, der etwa mit einem beladenen Erntewagen oder anderm Fuhrwerk passieren wollte […].“ Schon ab 1830 fuhren offene Pferdekutschen aus der Stadt in die umliegenden Dörfer und Erholungsziele im Grünen. Für die Berliner Pferdeomnibusse wurde ab 1847 ein fester Fahrplan eingeführt. Dass insbesondere der Omnibus-Fahrer eine wichtige Rolle hatte, zeigt ein Erinnerungsbericht im „Teltower Kreisblatt“ von 1882. Dort wurde erzählt, dass er neben den Fahrgästen des Busses auch Briefe, Arzneimittel, Fleisch, Zucker und Kaffee transportierte. In den 1870er Jahren waren es vorwiegend Pferdebahnen, die von Kreuzberg aus Tempelhof mit der Stadt Berlin verbanden. Im Winter gab es eine saisonale Besonderheit auf der Strecke: Bei Schneefall wurden anstatt der Pferdewagen Schlitten eingesetzt. Neben der öffentlichen Pferdebahn fuhr auch eine Lazarett-Bahn für verletzte Soldaten zum späteren Wenckebach-Klinikum. Dort befand sich damals das Berliner Garnison-Lazarett II.

Verkehrswende am Te-Damm

Ende des 19. Jahrhunderts hielt eine weitere Innovation Einzug: Die elektrische Straßenbahn und die Erweiterung der Ringbahn verbanden nun das Stadtzentrum Berlins mit Tempelhof. Erst 1929 erreichte der U-Bahn-Bau den Bahnhof Tempelhof. In den 1960er Jahren folgte der Anschluss nach Alt-Mariendorf. Heute setzen sich Initiativen für Klima- und Umweltschutz neben dem ÖPNV vor allem für eine radfreundliche Stadt ein. Der Te-Damm ist hierbei ein großes Infrastrukturprojekt. Bis 2030 sollen durch das 2018 beschlossene Berliner Mobilitätsgesetz insgesamt 100 Kilometer Fahrradwege in der Stadt entstehen. Antrieb und Leitbild von Initiativen ist hierbei die „Vision Zero“, das Senken der Zahl schwerverletzter oder getöteter Verkehrsopfer. Mit einem Konzeptvorschlag setzen sich Menschen dafür ein, Berlins Verkehr klimafreundlicher und sicherer zu gestalten. Um den Güterverkehr und Warenströme dennoch zu gewährleisten, werden ökologische Alternativen für die Zustellungen konzipiert: Lastenräder, Packstationen, aber auch Ladezonen für motorisierten Lieferverkehr, sind nur einige der angedachten Möglichkeiten.